Bild nicht mehr verfügbar.

Die Lage in den Spitälern ist angespannt, erste Operationen werden wegen der hohen Infektionszahlen verschoben.

Foto: REUTERS / AMIR COHEN

Die Höchstwerte bei den Corona-Infektionszahlen sorgen erneut für Personalengpässe in den Spitälern. Weil sich viele Mitarbeiter wegen einer Covid-Erkrankung oder als Kontaktperson in Quarantäne befinden, müssen Betten gesperrt und geplante Operationen verschoben werden. Die seit Pandemiebeginn andauernde Überlastung der Spitalsbediensteten führt auch zu immer mehr Kündigungen. Die Politik sei gefordert, endlich für bessere Arbeitsbedingungen und Pandemiemanagement zu sorgen, kritisieren Betroffene.

"Angespannte Situation" in Salzburg

In den Salzburger Landeskliniken sei die Situation angespannt, aber noch bewältigbar, hieß es am Freitag. Im Klinikum Schwarzach wird die Situation noch durch die vielen Patienten verschärft, die nach Skiunfällen medizinisch versorgt werden. Mitte dieser Woche sei entschieden worden, 50 Prozent der planbaren Operationen zu verschieben, 80 der 1.500 Beschäftigen seien in Quarantäne, hieß es am Freitag in einem Bericht der "Salzburger Nachrichten". Nicht betroffen von diesen Maßnahmen seien Notfälle, Tumoroperationen und die Geburtshilfe. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder seien wegen fehlenden Personals 50 Betten gesperrt.

Im Tauernklinikum in Zell am See sind laut einem ORF-Bericht zehn Prozent der Pflegekräfte und Ärzte in Quarantäne. Die Hälfte der geplanten Operationen musste verschoben werden, um ausreichend Kapazitäten für Akutfälle, etwa nach Skiunfällen, zur Verfügung zu haben, wird der ärztliche Leiter des Tauernklinikums, Rudolf Pointner, zitiert.

Krankenstände in Tirol verdoppelt

Bei den Tirol-Kliniken hat sich die Zahl der Krankenstände durch die Omikron-Welle verdoppelt, wie Sprecher Johannes Schwamberger dem STANDARD bestätigt. Täglich seien deshalb 130 bis 150 Betten gesperrt. Die Situation werde ebenso täglich neu bewertet, sagt Schwamberger: "Wir reagieren auf die jeweiligen Ausfälle. Fehlt die Hälfte des Personals, wird die halbe Station gesperrt." Am Donnerstag mussten vier Stationen der Tirol-Kliniken ganz zusperren, weil keine Mitarbeiter zur Verfügung standen.

Neben den Krankenständen seien auch Ausfälle durch Betreuungspflichten zu verzeichnen. Etwa wenn kranke Kinder zu versorgen sind. "In diesen Fällen rechnen wir in der Regel schon damit, dass der Elternteil drei Tage später selbst krank ausfällt", sagt Schwamberger. Auch das Freitesten funktioniere kaum, weil die meisten Infizierten länger als fünf Tage ansteckend bleiben.

Auf den Normalstationen sei die Belegung sehr hoch und steige derzeit weiter. Auf den Intensivstationen wiederum sie die Lage weiter stabil. Was dabei besonders auffallend sei, erklärt Schwamberger: "Wir bekommen praktisch kaum neue Corona-Patienten mit der Omikron-Variante auf die Intensivstationen. Diejenigen, die dort betreut werden, sind fast alle noch von der vorigen Welle."

Versorgung in der Steiermark "gesichert"

Laut der steirischen Krankenanstaltengesellschaft (Kages) ist die Notfallversorgung in den Spitälern des Bundeslandes derzeit nicht kritisch. Diese sei gesichert, hieß es am Freitag gegenüber der APA. Doch seit Beginn der Woche müssen geplante Behandlungen und nicht dringend nötige Operationen wegen fehlenden Personals wieder vermehrt verschoben werden. Von den knapp 19.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seien derzeit rund 2.000 im Krankenstand. Etwa 900 von ihnen wegen Covid – darunter etwa 460 Personen aus dem Pflegebereich und rund 130 aus der Ärzteschaft.

Bei der Kages werden mit Stand Freitag 429 Covid-Patienten betreut, 31 von ihnen liegen in einem Bett auf der Intensivstation. Das sei "machbar", das Plateau halte sich schon so seit Wochen, hieß es. Allerdings sei die Situation für das Personal schon seit langer Zeit sehr belastend. Es sei "ausgepowert". Häufig müsse spontan wegen Krankenständen eingesprungen werden. Auch von der Pflege kam in der Steiermark diese Woche bereits ein Hilferuf. Schon jetzt sei nur mehr ein Basisprogramm möglich, erklärte Marianne Raiger, Landesvorsitzende des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, gegenüber dem ORF Steiermark: "Wir müssen schauen, dass wir grobe Pflegefehler verhindern, aber es geht nicht mehr, dass wir auf Qualität schauen, dass die Qualität aufrechterhalten werden kann."

Niederösterreich erlaubt positiv getestetem Gesundheitspersonal Arbeit

Um Corona-bedingte Ausfälle beim Gesundheitspersonal abzufedern, wird in Niederösterreich ein neuer Weg eingeschlagen. Eine Prüfung der Abteilung Sanitäts- und Krankenanstaltenrecht des Landes ergab, dass positiv getestete Beschäftigte ab sofort ihren Dienst in den Gesundheits- und Pflegeanstalten freiwillig wiederaufnehmen dürfen. Voraussetzungen sind die Einhaltung von fünf Tagen Quarantäne sowie 48 Stunden ohne Symptome.

Eingesetzt werden können Mitarbeiter, die diese Vorgaben erfüllen, zur Betreuung von Covid-Patienten. Durchgehend zu tragen ist jeweils eine FFP2-Maske und adäquate Schutzausrüstung.

Grundsätzlich besteht in Kliniken auch eine weitere Einsatzmöglichkeit. Für zuvor positiv getestetes Gesundheitspersonal gibt es bei Dienstantritt nach fünf Tagen Quarantäne und Symptomlosigkeit die Chance der Durchführung eines PCR-Tests im Spital. Ist dieser negativ bzw. liegt der Ct-Wert bei 30 oder höher, können die Personen auch außerhalb von Corona-Stationen eingesetzt werden.

In den niederösterreichischen Landeskliniken sind per Freitag 1.812 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Kontaktpersonen oder mit bestätigter Corona-Infektion dienstverhindert gewesen. Die Gesamtzahl inklusive generellen Krankenständen oder Pflegeurlauben wurde mit 3.387 beziffert, bei insgesamt 22.000 Beschäftigten.

Aufgrund massiver Personalausfälle und weil "sich die Situation stündlich steigert" stellt das Landesklinikum Baden-Mödling auf einen Notfallbetrieb um, wie aus einer via Twitter öffentlich gewordenen Dienstanweisung von Freitag hervorgeht. Dies bedeute "ab 21.3.2022 für mindestens 2 Wochen (möglicherweise auch länger)" eine Absage aller Planaufnahmen, planbaren Eingriffe und planbaren Ambulanzbesuche, hieß es in dem Schreiben an die Mitarbeiter. Ausnahmen bei möglicher Patientengefährdung, also akut dringliche Eingriffe, seien mit Abteilungsvorstand und OP-Management abzustimmen und von der Klinikleitung freigeben zu lassen.

"Hoher Druck" in Vorarlbergs Spitälern

Die hohen Corona-Ausfälle verschärfen die Personalsituation in Vorarlbergs Spitälern. Derzeit könnten 350 Mitarbeitende Corona-bedingt nicht arbeiten, das sind rund 5,8 Prozent der Beschäftigten, so die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KBHG) am Freitag. Nicht dringende Operationen werden verschoben – in Feldkirch werden ab kommender Woche nur mehr 75 Prozent der geplanten Eingriffe durchgeführt. "Die Leute kommen aus dem Dauereinsatz nicht mehr raus", erklärte dazu Zentralbetriebsratsvorsitzender Thomas Steurer der APA. Es gebe verstärkt Anfragen zu Versetzung und Kündigung.

Zu den 350 Corona-bedingten Ausfällen kommen laut Steurer noch sonstige Krankenstände sowie zahlreiche offene Stellen. Die KBHG meldete am Freitag insgesamt 500 Mitarbeitende als nicht einsatzfähig. "Derzeit ist ein hoher Druck im System, die Situation in den Spitälern ist angespannt", hieß es. Man sei zum fünften Mal im Krisenmodus, die Mitarbeitenden seien "durch das Verschieben von Diensten und Operationen enorm gefordert – und das quer durchs gesamte Unternehmen und durch so gut wie alle Abteilungen", hieß es seitens der KHBG.

Auch ein erwartetes Sinken der Infektionszahlen bedeute keine Entspannung. Im Sommer würden die aufgeschobenen Operationen nachgeholt, dazu kämen dann die Urlaube, berichtete Steurer vom "Dauereinsatz". Diese permanente Überbelastung hielten viele nach zwei Jahren Pandemie nicht länger durch. "Viele Mitarbeitende überlegen, wie es weitergeht. Wir hatten noch nie so viele Anfragen zu Versetzungen und Kündigungen wie derzeit", erzählte der Betriebsrat. Das Hauptverschulden liege bei der Politik, die es seit Jahren versäume, Ausbildungsplätze zu schaffen, den Beruf zu attraktivieren und Erleichterungen für Quereinsteiger zu bieten.

OP-Absagen im Burgenland

Im Burgenland wurden laut Koordinationsstab Coronavirus am Freitag 1.683 Neuinfektionen verzeichnet. 130 Erkrankte befinden sich aktuell in Spitalsbehandlung, 14 davon auf der Intensivstation. Seit den Öffnungsschritten ist die Tendenz stark steigend, erklärte Leo Szemeliker von Kommunikation Burgenland GmbH. Man bewege sich in der Omikron-Welle zwar auf einer etwas anderen Ebene als in der Delta-Welle, die Belastung für das Personal sei aber nicht geringer.

Akute und dringende Fälle würden natürlich operiert, planbare Eingriffe aber bereits abgesagt. Auch die Terminambulanzen würden reduziert – und Bettenstationen mussten schon geschlossen werden. "Es ist derzeit schwierig, Dienste zu besetzen. Teilweise wird Personal aus dem Urlaub zurückgeholt. Es ist eine durchaus angespannte Lage", so Szemeliker, der an die Bevölkerung appellierte, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und Masken zu tragen.

Auch aus dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in der Landeshauptstadt sind die Personalkapazitäten laut Sprecherin Carla Schmirl "aufs Äußerste" angespannt. Derzeit sind hier ebenfalls elf Prozent der Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen im Krankenstand. Dies erfordere fast stündliches Steuern und Planen aufgrund sich ändernder Gegebenheiten und von den Mitarbeitern eine gehörige Portion Flexibilität.

Zehn Prozent des Wiener Spitalspersonals im Krankenstand

Von rund 30.000 Spitalsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern im Wiener Gesundheitsverbund ist derzeit etwa jede oder jeder Zehnte im Krankenstand. Rund 1.500 Betroffene sind mit Corona infiziert, 1.500 weitere aus anderen Gründen krankgeschrieben, hieß es am Freitag auf APA-Anfrage aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Hinzu kommen abgesonderte Kontaktpersonen und Mitarbeitende mit Betreuungspflichten, wodurch der Personalausfall über zehn Prozent ausmacht.

Je nach Station seien bis zu 15 Prozent des Personals nicht verfügbar, erläuterte ein Sprecher des Stadtrats. Die Ausfälle verteilen sich nicht über alle Berufsgruppen gleich, wurde aus dem Gesundheitsverbund gegenüber der APA betont. Weiterhin werden nicht dringende Operationen in den Krankenhäusern verschoben. Hier sei jedoch die Vereinbarung mit den Privatkliniken aufrecht, die OPs aus Spitälern des Gesundheitsverbunds übernehmen können.

Neben dem Personalengpass sind die Wiener Krankenhäuser mit einer hohen Zahl an Covid-Patienten konfrontiert. Am Donnerstag wurde der historische Höchstwert von 631 Covid-Erkankten auf Normalstationen in der Bundeshauptstadt registriert, erinnerte der Hacker-Sprecher. Hinzu kamen fast 67 Intensivpatienten. Am Freitag sank die Zahl der Normalpatienten auf 599, jene der Intensivpatienten stieg jedoch um ein belegtes Bett auf 68.

Neun Prozent Ausfälle in Oberösterreichs Spitälern

In den oberösterreichischen Spitälern fehlen derzeit 9,3 Prozent des Personals krankheitsbedingt: Von insgesamt 28.044 Beschäftigten seien – Stand Dienstag dieser Woche – 2.616 krankgemeldet, hieß es am Freitag bei der Gesundheitsholding des Landes. Das umfasse nicht nur Covid-Infektionen, sondern alle Krankenstände. Das Pflegepersonal sei mit 10,2 Prozent etwas stärker betroffen als die Ärzteschaft (7,4 Prozent).

Wegen der Personalengpässe müssten auch immer wieder Operationen verschoben werden. Die Zahl sei aber regional sehr unterschiedlich, derzeit rückläufig und jedenfalls geringer als zu Beginn des Jahres.

Möglicherweise erneut Verschärfungen

Eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen könnte angesichts der stark belasteten Spitäler bevorstehen. Dem Vernehmen nach stimmt sich Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) untertags noch mit Experten ab, auch die Länder sind eingebunden. Denkbar ist eine Rückkehr der FFP2-Masken-Pflicht in Innenräumen. (APA, red, 18.3.2022)